Im März 1822 starb Anton Adner

März 2022

Anton Adner, vulgo Dannei, starb vor 200 Jahren am 15. März 1822 in Berchtesgaden und wurde unweit seines heutigen Grabmals auf dem Friedhof am Anger beigesetzt.

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Anton Adner, Museum Adelsheim

Seinen eigenen Angaben zufolge ist er 1705 in der Hanauerschmiede in Unterstein geboren, war nie verheiratet und konnte weder lesen noch schreiben. Sein Vater hieß ebenfalls Anton, war „Scheberlmacher“ (Kinderklappern) und dürfte aus dem Erzgebirge eingewandert sein, wo der Name heute noch häufig vorkommt. Auf einer Reise mit Katharina Fleischhackerin (Berufsbezeichnung) sollen sie angeblich in Rom geheiratet haben und dann in die Heimat zurückgekehrt sein. Sie lebten in der Hanauerschmiede beim Büchsenmacher Hans Winkler. Der Vater wurde des „Wildbretschießens“ überführt und als Ruderer auf die Galeeren verkauft. Die Mutter und deren 4 Kinder aus 1. Ehe brachten sich mit Stricken fort und starben frühzeitig. Er selbst konnte auch gut stricken, war zuerst Holzknecht und übte dann den Beruf des „Scheberlmachers“ aus. Seine Erzeugnisse vertrieb er mit einer großen Holzkraxe bis zu einem Alter von 100 Jahren selbst. Am 21. Dezember 1817, bei der feierlichen Eröffnung der Soleleitung in Ilsank, wurde der 112jährige Greis König Maximilian I. vorgestellt, der sich fortan seiner annahm und ihn, solange er lebte, zum Apostel bei der Fußwaschung bestimmte. In den Jahren 1818 bis 1821 nahm er viermal an dieser Zeremonie in der Münchner Residenz teil.

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Zeichnung von J.C. Erhard

Als Vermächtnis des Malers, Kunsthistorikers und Kunstsammlers Johann David Passavent (1787 – 1861) gelangte diese meisterhafte Zeichnung Adners in die Sammlung des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main. Sie fertigte der geniale und leider viel zu früh aus dem Leben geschiedene Johann Christoph Erhard (1795 – 1822). 1818 hatte er mit Johann Adam Klein, den Gebrüdern Friedrich und Heinrich Reinhold und Ernst Welker eine malerische Reise nach Berchtesgaden unternommen. Sie konnten zu ihrem Leidwesen nahezu nichts malen, weil es fünf Tage fast ununterbrochen regnete. Erhard nutzte die Zeit und zeichnete den weithin bekannten Adner in seiner Kammer im Kugelfeldlehen. Das Blatt ist bezeichnet: „Toni Adner, Selbsterer in Berchtesgaden 113 Jahre alt, den 24. August“ (1818). Rechts befindet sich die Signatur des Künstlers: „J. C. Erhard fec.“ (fecit = gemacht). Als „Selbsterer“ bezeichnete man Alleinstehende, die nur für sich selbst zu sorgen hatten.

Das Bild zeigt die lichterfüllte, von König Max I. karg eingerichtete Stube, die Anton Anfang April 1818 nach Rückkehr von der Fußwaschung in München bezog. Bis dahin wohnte er im Pfingstlerlehen in der Schönau. Die Pflege erfolgte auf Kosten des Königs durch die Familie des Sylvest Zechmeister.

Anton sitzt auf einem Stuhl und präsentiert stolz das bei der Fußwaschung in München erhaltene neue Gewand und den mit Blumen verzierten neuen Hut. In der Fensternische lehnt sein Bergstock. Links befindet sich das Bett, in dem er, wie Dr. Moritz Mayer berichtet, 1822 sanft entschlafen ist:

„Vom 9. bis zum 15. März stieg die Entkräftung und allgemeine Schwäche. An 117 Jahren kann nur Gott noch ein Dezimal eines Pulsschlages reichen. Er hat gestern abends um 5 ¼ Uhr vollendet. Wie er lebte starb er ruhig ohne Kampf und Leiden, die Lampe verlosch. Gedächtnis und Geistestätigkeit hatten ihn auch bis zum letzten Augenblick nicht verlassen. Friede seiner Asche!“.

Der um 90 Jahre jüngere Johann Christoph Erhard schied kurz vor seinem Modell am 20. Januar 1822 in Rom durch Freitod aus dem Leben.


Quellen:
* Bezirksarzt Dr. Stefan Imhof, Zum 100. Todestag Anton Adners, Bergheimat 1922;
* A. Helm, Berchtesgaden im Wandel der Zeit, 1929 und seine unveröffentlichte Neuauflage im Archiv des Heimatkundevereins;
* Arch. Franz Brandner, Anton Adner zum 300. Geburtstag (1705 – 2005), Heimatkalender 2005;
* Paul Werner, Ein Greis von Heiterkeit und anziehendem Gemüt, Zum 300. Geburtstag des bisher wohl ältesten Bayern, in „Unser Bayern, Heimatbeilage der Bayer. Staatszeitung“, 2005;


Alfred Spiegel-Schmidt