Eine leicht zu übersehende Tafel

April 2021
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Am Soleleitungssteg zum Beispiel, wenn man vom Fürstenstein kommt und Richtung Reichenbachdenkmal geht, befindet sich links in der Felswand eine solche Steintafel. Vermutlich haben nur wenige diese Tafel bisher beachtet, denn der Blick des Wanderers geht für gewöhnlich geradeaus Richtung Stiftskirchentürme bzw. rechts hinunter zum Markt, zur Franziskaner Kirche und in die Ferne. Zudem hebt sich die Tafel nicht sehr von der Felsstruktur ab. Ich möchte sie aus der Vergessenheit herausholen und den Besuchern unserer Homepage ins Bewusstsein rufen. Der Text lautet:

Deine unendliche Schönheit
o  heilige Nadur
hoch verehren heist die
Allmacht anbethen
Jacob Schmidt
aus Kloster Heilsbronn
Karl Schodhamer
aus Ansbach 1827
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Dem Vergessen entzogen durch Dr. Rich. Pintsch 1917

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Tafel

Die Herren Schmidt und Schodhamer waren von der landschaftlichen Schönheit, die sich vor ihnen auf tat, so überwältigt, dass sie ihren Eindruck mit romantischen Worten der Nachwelt hinterlassen wollten. Sie gaben einem Steinmetz den Auftrag, diese Zeilen in den Fels zu meißeln. Warum sie die Tafel gerade dort anbringen ließen, bleibt im Bereich der Spekulationen. Vermutlich waren sie über den Steg, der gerade erst zehn Jahre zuvor gebaut worden war, selber gegangen und gerade an dieser Stelle von der herrlichen Aussicht so besonders beeindruckt. 90 Jahre später konnte der Berliner Industrielle und Kommerzienrat Dr. Richard Pintsch deren Begeisterung nachempfinden. Seine 1892 erbaute Villa Marienfels befand sich in direkter Nachbarschaft zum Soleleitungssteg. Bei Spaziergängen dort entlang wird ihm diese Tafel aufgefallen sein und er entschloss sich, die Renovierung der inzwischen unleserlich gewordenen Zeilen in Auftrag zu geben. Der heutige Besucher ist ebenso begeistert von der Schönheit dieser Landschaft. Er hält sie für später aber anders und weniger aufwendig fest: im Foto.

Text und Bilder: Per-Aline Merz-Goedde