Perchten in Berchtesgaden?

Dezember 2015

Was die Gegenwart angeht, überhaupt nicht. Doch sind gerade die Perchten ein Beispiel dafür wie sich Bräuche dauernd ändern.
Denn Berchtesgaden war einmal, zumindest was die Aktenlage angeht, das Zentrum des Perchtenbrauchs im Alpenbereich.

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Erste Erwähnung von Perchten 1582 in Diessen am Ammersee.
Dann aber ab 1601 für über hundert Jahre fast nur noch Berichte aus Berchtesgaden, vor allem um diesen Brauch zu auszurotten: "ain abgedisch Gotlos, verruechts wesen, dabei aller hanndt grosse Sündt und allerlei Übels fürgeet."
Der Kampf des Hofrats der Fürstpropstei scheint Früchte getragen zu haben. Denn 1708 gibt es das letzte Zeugnis von Perchten aus Berchtesgaden: In der Schönau wurde eine Perchtengruppe erwischt. Drei Brüder Prandtner, einer in Weibskleidern die anderen mit Glocken und umgekehrten Röcken. Sie kamen gerade noch einmal ohne Schandstrafe davon.
Die heutigen Perchtengruppen im Salzburgischen wurden übrigens erst im 19. Jahrhundert als Untergruppen von Trachtenvereinen neu "erfunden" und schauen wohl deshalb so unterschiedlich aus. Vom heutigen Erscheinungsbild her also relativ neue Bräuche.

Quellen:
* Rudolf  Kriss: Berchtesgadener Weihnachtsschützen
* Salzurger Volkskultur: Salzburger Perchtenbrauch

Foto: Christian Wechslinger
Text: Gernot Anders