Ein Relief mit Katze erinnert an eine Bäckerei

Juni 2020

Wer sich mit heimatkundlich interessiertem Blick dem ehemaligen Hauptpostgebäude beim Berchtesgadener Bahnhof nähert, entdeckt unweit des Schnellrestaurant-Eingangs eine schöne Relieftafel: Überkrönt von einer Katze und dem Familienwappen prangt dort die Inschrift „Georg Geigendaller hat angefange den Bau 1570“. Wer war dieser Mann und von welchem Gebäude ist hier die Rede?

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Erste Fährte in der Friedhofsmauer:
Ein Grab in der Mauer des alten Friedhofs gibt einen wichtigen Hinweis: „Hier liegt begraben der ehrenhaft und fürneme (vornehme) Georg Geigentaller, Bürger und Pöckh (Bäcker) zu Berchtesgaden und Barbara sein eheliche Hausfrau …“ Diese Fährte führt zu der ehemaligen Bäckerei Frauenreuth, die neben der gleichnamigen Saline lag. Die Saline Frauenreuth wurde 1564 in Betrieb genommen, insofern erscheint der auf der Tafel genannte Baubeginn allzu logisch. Zu der Bäckerei gehörte übrigens auch eine Mühle, damals ebenfalls im Besitze der Familie Geigentaller

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In den dreißiger Jahren verschwand die Bäckerei, aber nicht die Tafel
Als der Bahnhofsplatz 1937 und 1938 unter der Federführung der Nationalsozialisten umgestaltet wurde, stand die Frauenreuth-Bäckerei ebenso wie das danebenstehende Postamt im Wege und wurden abgebrochen. Das Postamt wurde gegenüber dem Bahnhofsgebäude wieder errichtet, die Bäckerei hingegen stillgelegt. Die schöne Relieftafel jedoch wurde gerettet und in das damals neu errichtete Postgebäude eingefügt.

Obwohl heute auch das Postamt nicht mehr existiert, erinnert die Tafel immer noch an eine Bäckerei, die über 350 Jahre neben der Berchtesgadener Saline stand. Da die Saline 1928 ihren Betrieb aufgab, nachdem sie das Gelände bereits im Jahre zuvor an die Deutsche Reichsbahngesellschaft verkauft hatte, war dem Bäcker ein großer Teil des Umsatzes weggebrochen, weshalb das Ende dieses Betriebes ebenso logisch wie sein Auftakt wirkt.


Texte: Per-Aline Merz-Goedde und Elke Kropp
Fotos: Per-Aline Merz-Goedde und Archiv Heimatkundeverein