Zwei Depotfunde in Berchtesgaden

Februar 2020

In der Gründungsgeschichte Berchtesgadens heißt es, dass der Talkessel bei der Ankunft von Propst Eberwin und seinen Gefährten im Jahr 1102 menschenleer war. In der Zwischenzeit gehen Historiker davon aus, dass es 100 bis 200 Jahre davor eine kleine Siedlung (lateinisch villa) gegeben hat. Eine dauerhalte oder saisonale Besiedlung in der Vorgeschichte wird für möglich gehalten, es gibt dafür aber keinen Beleg dafür, sondern nur Einzelfunde vermutlich durchstreifender Jäger und Fischer. Umso bedeutender sind zwei Depotfunde im Talkessel.

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Für den Nachweis vorgeschichtlicher Siedlungen bräuchte es Pfostenlöcher für Häuser, Friedhöfe oder eine Ansammlung von Keramikresten. So etwas gibt es zwar z.B. im Umfeld des besiedelten Dürrnbergs in Zill und Scheffau, aber nicht im Tal der drei Achen. Um 1990 war ein Depotfund bekannt, stammend aus der Zeit um 2000 v.Chr., der sich in der vorderen Stangass erhalten hat. Diesen Fund hat der Archäologe Dr. Walter Irlinger in der "Geschichte von Berchtesgaden" dokumentiert.

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Vor 10 Jahren tauchte nun ein weiterer Depotfund in der Nähe der Königsseelände auf, von dem der Finder nicht wollte, dass vor einer wissenschaftlichen Auswertung  die Öffentlichkeit erfährt. Das ist nun geschehen, so dass der Heimatkundeverein darüber berichten kann.

Deutungen von Depotfunden gibt es mehrere. Wenn Depots bei Quellen oder anderen Wasserstellen aufgefunden werden, wird meistens ein kultischer Zweck dafür angenommen. Und diese Deutung würde zu den beiden Depotfunden im Berchtesgadener Talkessel passen.

Näheres: Zwei vorgeschichtliche Depotfunde in Berchtesgaden

Gernot Anders