1945: "Entnazifierung" von Straßen

September 2016
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Umbenennung 1945

Es ist heute ziemlich unbekannt, dass nach dem 2. Weltkrieg in Berchtesgaden nicht nur Menschen entnazifiziert worden sind, sondern auch Straßen umbenannt wurden.

Bereits am 2. Juni 1945, also weniger als einen Monat nach Kriegsende, hat auf "order of Military Government" der Landrat im Berchtesgadener Amtsblatt Nr. 3 folgende Änderungen von Straßennamen in englischer und deutscher Sprache bekanntgegeben.

1. Die Adolf-Hitlerstraße wurde wieder in Maximilianstraße umbenannt.
2. Die Dietrich-Eckartstraße wieder in Locksteinstraße. Dietrich Eckart war wichtiger Ideengeber Adolf Hitlers und ist 1923 in Berchtesgaden gestorben.
3. Der Elisabeth-Pößlweg wurde zum Weinfeldweg. Wer Elisabeth Pößl war, konnten wir nicht herausfinden.
4. Aus Horst-Wesselweg wurde wieder der Moosweg. Horst Wessel war Schöpfer der Hymne der NSDAP und war 1930 von Mitgliedern der KPD ermordet worden.
5. Toni-Kurzstraße = Doktorberg. Toni Kurz war ein Berchtesgadener Bergsteiger, der 1936 beim Versuch der Erstbesteigung der Eiger-Nordwand ums Leben gekommen war. Er war von den Nazis propagandistisch vereinnahmt worden. Deshalb diese "Entnazifizierung". Später wurde er rehabilitiert, indem der Toni-Kurz-Weg beim Hirschensprung geschaffen wurde.
6. Dass die Poststraße in Straße der Weihnachtsschützen, später Weihnachtsschützenplatz umbenannt wurde, fällt aus der Logik der Rückbenennungen heraus. Es ist anzunehmen, dass damit die von den Amerikanern anerkannte Widerstandsrolle der Weihnachtsschützen im Dritten Reich gewürdigt werden sollte. Im Juni 1945 war übrigens Rudolf Kriss, der große Mentor der Schützen, Marktbürgermeister.
7. Das Dietrich-Eckart-Krankenhaus in der Stanggaß wurde zum Neuen Krankenhaus, später in Versorgungskrankenhaus, noch später in Kurklinik umbenannt.
GA