Denkmalpfleger am Obersalzberg und Kehlstein unterwegs

21.10.2010

Berchtesgaden - Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (BLfD) werden ab 20. September mit ihren Arbeiten fortfahren und alle Boden- und Baudenkmäler auf dem Obersalzberg und dem Kehlstein erfassen. Der Erhebungsprozess vollzieht sich im Rahmen der bayernweit laufenden "Nachqualifizierung" der Denkmalliste.
Bereits Ende September machten sich die Archäologin Sabine Kuntz, Diplomingenieur Peter Huber und der für die Denkmalliste Oberbayern zuständige Referent Dr. Bernd-Peter Schaul ein erstes Bild von den noch erhaltenen Bunkeranlagen Hitlers und Bormanns. Diese werden im Auftrag des Bayerischen Finanzministeriums von der "Immobilien Bayern GmbH" in München verwaltet und die Schlüssel zu den Anlagen unter strengem Verschluss gehalten. 
Bei den ersten Begehungen konzentrierten sich die Experten auch auf das Kehlsteingebiet und die äußeren Bereiche des ehemaligen „Führersperrgebiets“, das sich vom Antenberg bis Buchenhöhe und vom Gutshof bis zum Kehlstein erstreckte. Das Areal wurde genau unter die Lupe genommen und Überreste von Arbeiterlagern und abgebrochenen Bauernhäusern kartografisch, fotografisch und zeichnerisch erfasst.
In einem weiteren Schritt werden die Archäologin und ihr Kollege Huber unter anderem weitere Mauerreste von Bauernlehen, die Überreste der Sommerfrische und die Barackenlager inventarisieren. Die Besichtigung der noch stehenden Gebäude soll ab Mitte November folgen. Hinweisen aus der Bevölkerung wird von den Denkmalpflegern gerne nachgegangen. 
Sobald alles aufgenommen ist, wird das Landesamt für Denkmalpflege mittels spezieller Verfahren, die im  Bayerischen Denkmalschutzgesetz genau festgelegt sind, über die Schutzwürdigkeit der Überreste und der noch vorhandenen Bauten befinden. Es wird ein entsprechendes Gutachten abgefasst und das weitere „Benehmen“ mit den Regionalbehörden abgestimmt. Erst dann wird sich herausstellen, welchen Objekten tatsächlich Denkmaleigenschaft zugesprochen werden kann.
Der Erhebungsprozess in Berchtesgaden vollzieht sich im Rahmen der bayernweit laufenden "Nachqualifizierung" der Denkmalliste und wird wohl längere Zeit in Anspruch nehmen. Als Leiter der Abteilung Denkmalerfassung und Denkmalforschung ist der aus Schönau am Königssee stammende Dr. Walter Irlinger federführend für die Nachqualifizierung zuständig. Den öffentlichen Anstoß für eine Überprüfung der Denkmäler auf dem Obersalzberg hatte das Obersalzberg Institut e.V. 2009 gegeben. (kb) 

Dipl.-Ing. Peter Huber (li) und Sabine Kunz M.A. vom Landesamt für Denkmalpflege erklärten Pächter Norbert Eder vom Kehlsteinhaus ihr Vorgehen bei der Erfassung von Bauten rund um den Kehlstein.

Erfassung der Überreste der "Oberen Kehlalm" .


Rekonstruktion der "Oberen Kehlalm". Die Fachleute beschränken sich bei ihrer Arbeit auf dem Obersalzberg nicht nur auf die NS-Zeit. Alle Schichten der Vergangenheit des Orts werden erfasst.