Facharbeit widmet sich dem ehemaligen Berghof

23.12.2010

Berchtesgaden (kb) – Moana Kufer ist Schülerin am Gymnasium Tutzing. „Erinnern oder Verschweigen?“ heißt der Titel ihrer Facharbeit, in der sich die 18-Jährige mit dem Berghof Hitlers am Obersalzberg beschäftigt. Die Arbeit erstreckt sich thematisch von der touristischen Entdeckung des Berges im 19. Jahrhundert bis hin zum heutigen Umgang mit dem ehemaligen „Täterort“ der Nationalsozialisten. Vom Obersalzberg Institut in Berchtesgaden wurde die angehende Abiturientin bei ihrer Recherche tatkräftig unterstützt.

Auf das Thema für ihre Facharbeit sei sie im Internet gestolpert, erzählt Moana Kufer, nach Beratung mit ihrer Fachlehrerin war das Thema rasch umrissen. Über Nachforschungen stieß die Leistungskursschülerin im Fach Geschichte auf das Obersalzberg Institut und nahm Kontakt zu Vorstandsmitglied  Florian Beierl auf. Der gebürtige Berchtesgadener sagte Unterstützung zu und versorgte Moana mit vielen wertvollen Informationen und Quellenhinweisen. Auch für anfallende Bücher-, Material- und Reisekosten kam das Obersalzberg Institut auf.
Im Zentrum von Moana Kufers Arbeit steht der Obersalzberg, auf dem Adolf Hitler 1933 das „Haus Wachenfeld“ zu seinem „Berghof“ umbauen ließ. 1939 hat er von dort seinen Entschluss bekannt gegeben, demnächst Polen anzugreifen. Die britischen Royal Air Force bombardierte am 25. April 1945 den Obersalzberg, bei dem Angriff wurde auch der „Berghof“ zerstört. Das gesamte Gelände kam bis 1996 unter amerikanische Verwaltung.
„Der Berghof war ein sogenannter ‚Schreibtischtäterort’, also ein Ort, an dem Taten geplant, aber nicht ausgeführt wurden“, erklärt Moana Kufer, die den öffentlichen Umgang mit den Überresten des Areals recherchiert hat. Sie thematisiert sowohl die Sprengung des Hofes 1952, als auch die Feststellung der Denkmaleigenschaft und das 1995 beschlossene „Zwei-Säulen-Konzept“, bestehend aus Dokumentationszentrum und Intercontinental Resort Berchtesgaden. 
„Die ganze Forschungsarbeit war sehr interessant für mich“, sagt die Schülerin. „Vor allem meine Besuche am Obersalzberg. Zusammen mit dem Kulturreferenten von Bischofwiesen, Thomas Zern, konnte ich den Obersalzberg sowohl über- als auch unterirdisch erkunden und die Ruinen des Berghofs und Bunkeranlagen besichtigen. Ich hatte ziemlich viel Glück, so was erlebt man ja nicht jeden Tag.“
Von der ersten Kontaktaufnahme im Februar bis zur konkreten Forschungsfrage, der endgültigen Gliederung und der Ausformulierung hat Moana Kufer rund zehn Monate Arbeit in das Projekt gesteckt und kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Umgang mit dem Vermächtnis des Dritten Reiches am Obersalzberg wohl auch weiterhin als „schwierig" darstellen wird. „Ich würde mir wünschen, dass die Reste des Berghofs, von denen es ja leider nur noch sehr wenige gibt, in die Aufklärung hineingenommen werden, und das Zwei-Säulen-Konzept ergänzen“.
Als wichtig für den Obersalzberg erachtet die Zwölftklässlerin, "dass seit September endlich alle Ruinen und Reste am Obersalzberg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erfasst und dann in die Denkmalschutzliste aufgenommen werden.“
Die Beurteilung für ihre Facharbeit erhält Moana, die nach dem Abitur Jura an der Juristischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München studieren will, im Februar. Von Florian Beierl bekommt Moana schon jetzt Bestnoten. „Mir ist insbesondere aufgefallen, dass sie ohne zu zögern direkt mit Fachleuten aus dem Institut für Zeitgeschichte und dem Landesamt für Denkmalpflege Kontakt aufgenommen hat und dabei keine Hindernisse scheute. Das Engagement der Schülerin bewegte sich weit über die Anforderungen einer Hausarbeit für Leistungskurse hinaus.“
Das Obersalzberg Institut e.V. wurde 2003 gegründet. Der Verein beschreibt sich selbst als Kreis zeitgeschichtlich interessierter Menschen, die durch Vorträge, Tagungen und Schülerprojekte den öffentlichen Diskurs um den Umgang mit der Geschichte des Obersalzberges fördern und die Einrichtung eines Archivs anstreben. Institutsleiter ist der Kulturwissenschaftler Dr. Timothy W. Ryback, Mitbegründer des „Institute for Historical Justice and Reconciliation (IHJR)“ in Den Haag. Eine wichtige Aufgabe des Obersalzberg Instituts ist die Förderung von Ausstellungsprojekte, Facharbeiten und Hausarbeiten mit historisch-regionalem Bezug. Die Förderung umfasst eine Beratung der Schüler, Erstattungen für Sachmittel, Kommunikations- und Fahrtkosten. Der Antrag kann formlos durch die Lehrkraft oder die Schulleitung erfolgen. Bisherige Projekte sind unter "Schülerforderung" in der Navigationsleiste links zu finden.


Gymnasiastin Moana Kufer hat sich in ihrer Facharbeit der Geschichte des Obersalzbergs und des „Berghofs“ gewidmet.