Katzlmacher - ein ehrbarer Beruf?

Januar 2018

Seit dem 1. Weltkrieg, als Italien Kriegsgegner von Österreich und Deutschland war bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, als ungeliebte italienische Gastarbeiter zu "unseren" Pizzabäckern um die Ecke wurden, war Katzlmacher ein sehr beleidigendes Schimpfwort für Italiener. Was hat es mit diesem seltsamen Wort auf sich?

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"cazza" Südtirol

Laut Antony Rowley, Leiter der Redaktion des 10-bändigen Bayerischen Wörterbuch hieß das Wort ursprünglich Cazzemacher. Im ladinischen Grödnertal, in dem die Menschen früher genauso armselig lebten wie in Berchtesgaden, fertigten die Bauern im Winter Gegenstände aus Holz. Allerdings nicht Kunsthandwerkliches wie die Berchtesgadener War, sondern Gebrauchsgegenstände. Unter anderem "cazze" (Einzahl cazza), Kochlöffel aus Holz. Diese und anderes verkauften sie dann entlang des  oberbayrischen Alpenrands als Hausierer.

Der Name Cazzemacher wandelte sich im Laufe der Zeit in Katzlmacher. Bei Wikipedia heißt es unter Katzelmacher: "Es ist z. B. im Pinzgau überliefert, dass zu Urgroßvaters Zeiten jährlich im Frühsommer „Gatzlmacher“ aus Italien über den Felbertauern kamen, um die „Gatzl“ genannten Holzlöffel und -schöpflöffel und andere kleine Dinge aus Holz feilzubieten, die den Winter über in ihren heimischen Bergdörfern produziert worden waren."

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Gatz Kammerlingalm

Das Schimpfwort Katzlmacher ist glücklicherweise weitgehend verschwunden. Die Wörter Gatz und Gatzei gibt es zwischen Garmisch und Berchtesgaden aber immer noch.

Es wird vermutet, dass Piemonteser sich an den Erfolg der Ladiner angehängt haben, ihre Schöpfgefäße aus Metall "cazze" genannt und sie dann nördlich der Alpen abgesetzt haben. So sind die Berchtesgadener "Gatz" und "Gatzein" aus Metall. Als Gatzein werden Kochlöffel bezeichnet, "Grandlgatz" sind größere Schöpfgefäße, aus denen bei alten Öfen Wasser aus den Grandln geschöpft wurde. Heute noch teilweise auf den Almen zu sehen.

Gernot Anders