Neuer Dokumentarfilm über Leni Riefenstahl von OI-Gründungsmitglied Oliver Halmburger morgen Abend im ZDF

19.03.2007

Der Dokumentarfilm "Hitlers nützliche Idole: Leni Riefenstahl - Die Regisseurin" zeigt die Schlüsselmomente des langen Lebens von Leni Riefenstahl. Archivbilder, Filmausschnitte und Dokumente zeichnen das Bild einer Frau, die selbstbewusst ihren Weg ging und verleugnete, dass dieser in die Irre führte. ZDF, Dienstag 20. März 20.15 Uhr.

(Bild: Loopfilm)

 

(zdf) Sie prägte das Bild des "Dritten Reiches" wie keine andere. Es war die Macht ihrer Bilder, die mithalf, eine ganze Generation zu verführen: Leni Riefenstahl. Als Hitlers Regisseurin drehte sie den wirkungsvollsten Propagandafilm des 20. Jahrhunderts - "Triumph des Willens" - und wurde dafür im NS-Reich gefeiert. Nach 1945 wurde der Film zum Menetekel ihres Lebens. "Politik interessierte mich nicht" lautete ihre stereotype Antwort auf Kritik.

Nach der Machtübernahme der Nazis avancierte Leni Riefenstahl zur Vorzeigeregisseurin des Regimes. Auch als Produzentin machte sie Karriere: Der Film "Tiefland" war mit sieben Millionen Reichsmark der zweitteuerste Film der NS-Geschichte. Als Komparsen dienten ihr dabei Sinti und Roma aus einem nahen Arbeitslager. Viele von ihnen wurden später in den Konzentrationslagern ermordet.

Als im September 1939 deutsche Truppen Polen überfielen, bot sich Leni Riefenstahl freiwillig als Kriegsberichterstatterin an. Im polnischen Konskie wurde sie Augenzeugin der Ermordung von Juden. Sie beschwerte sich bei General von Reichenau, doch weitreichende Konsequenzen zog sie aus dem Verbrechen von Konskie nicht.

Statt zu Hitler und dem Terror-Regime auf Distanz zu gehen, arbeitete sie weiter an dem Film "Tiefland" und verschloss die Augen vor der Wirklichkeit. 1943 versuchte sie ihren Einfluss geltend zu machen und die Einberufung ihres geliebten Bruders zu verhindern. Doch scheute sie sich, Hitler persönlich um diesen Gefallen zu bitten. Der Bruder fiel im Juni 1944 an der Ostfront - ein Verlust, über den sie nie hinwegkommen sollte.

Bis an ihr Lebensende verleugnete sie jede Nähe zum System, jede Sympathie zu Hitler. Andere große Regisseure ihrer Tage wie Fritz Lang hatten dem Terror-Regime ihre Dienste verweigert. Filmemacher wie Billy Wilder waren emigriert und hatten im Ausland Karriere gemacht. Veit Harlan, der mit "Jüd Süß" den schlimmsten antisemitischen Hetzfilm der NS-Diktatur schuf, entschied sich wie Leni Riefenstahl gegen die Moral - und für die Karriere.

Während Veit Harlan nach dem Krieg wieder als Regisseur arbeiten durfte, haftete die Nähe zu Hitler an Leni Riefenstahl wie ein Stigma. Als sie 2003 starb, ehrten Weggefährten, Filmkritiker und prominente Persönlichkeiten sie als große Künstlerin. Doch bleibt sie umstritten, auch oder gerade wegen ihrer Haltung zum "Dritten Reich", die keine Reue, keine Selbstzweifel erkennen ließ.


ZDF
Di, 20.03.2007,
20:15 - 21:00 Uhr
Hitlers nützliche Idole (3/3)
Leni Riefenstahl - Die Regisseurin
Künstlerin und Opportunistin