Der Predigtstuhl
November 2017
Na klar, das ist doch der Reichenhaller Hausberg! Diese Assoziation haben die meisten von uns bei diesem Namen. Aber so klar ist das gar nicht, denn es gibt in unserer Region noch andere „Predigtstühle“. Diese haben allerdings nichts mit einem markanten Gipfel zu tun.
Es handelt sich um das, was der Begriff eigentlich beinhaltet: Plätze, wo gepredigt wurde – und zwar für den evangelischen und den katholischen Glauben. Wir feiern 2017 500 Jahre Reformation. Innerhalb der Bevölkerung der Fürstpropstei BGD fand das lutherische Gedankengut großen Zustrom. Selbstverständlich wurde das in diesem katholischen Land von den Chorherren nicht gerne gesehen, bald sogar verboten und so las man die Bibel heimlich und versammelte sich, wenn Prediger kamen, an versteckten Orten. Ein solcher Ort war z.B. ein Felsblock genannt „Predigtstuhl“ im Abtswald in Dürrnberg. Mag dieser Ort manchen von uns noch bekannt sein, so ist es der andere schon wegen seiner unauffälligen Lage wohl eher nicht: am Kälberstein zwischen Königsweg und Unterkälbersteinlehen gelegen, findet sich versteckt im Wald am Wegesrand der Predigtstuhl des Kaspar Stanggassinger, dem 1988 selig gesprochenen Berchtesgadener Sohn.
Kaspar war zuhause im Unterkälbersteinlehen. Schon als Kind fühlte er sich dem katholischen Glauben sehr nahe und predigte, auf dem Stein („Pater Stanggassingers Predigtstuhl“) stehend (s. Foto) den Nachbarsbuben und hielt „Andachten“. Aus dieser Leidenschaft wurde sein Beruf im Priesterdasein und Ordensmann der Redemptoristen. Im Oktober 2015 wurde in Gedenken an ihn eine Reliquie auf den Augustinusaltar in der Stiftskirche übertragen. Bestattet ist er in Gars am Inn.