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Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes

Die Fürstpropstei Berchtesgaden war bis zum Jahre 1803 eines von über 500 selbstständigen Fürstentümern des Deutschen Reiches. Wohl durch seine Kleinheit und seine geschützte geografische Lage hatte es keine Berufsarmee. Als einziges dieser Fürstentümer hatten seit 1377 stattdessen die Bauern die Pflicht zu Wachdiensten und im Bedarfsfall zur Landesverteidigung; der Besitz eines Harnischs war Gebot. Mit dem Aufkommen von Schusswaffen wurden die mittelalterlichen Waffen durch Büchsen ersetzt. Zum Verdruss der geistlichen Obrigkeit wurden diese außer zur Landesverteidigung auch zur Ausübung alter Bräuche um den Jahreswechsel  benutzt; vorwiegend zu Beginn der Dunkelheit. (Davon dürfte das Christkindlschießen am Nachmittag abstammen). Es kam immer wieder zum Verbot des "Plenkelns". Das älteste ist aus dem Jahr 1666 überliefert. Doch auch in der Folge wurde das Schießen in der Weihnachtszeit "bey Tag und bey Nacht" immer wieder geahndet.

Erst nach der Säkularisation 1803 scheint sich nach Rudolf Kriss "die engere Bindung des Brauches an den kirchlichen Kult vollzogen haben, wie wir sie aus der Gegenwart kennen". Doch nun drohte neues Ungemach. Der Brauch war nun den neuen bayerischen Herren ein Dorn im Auge, da er der Aufklärung zuwiderlief, egal ob er christlich oder nicht christlich war. Es kam wieder zu Verboten mit Einziehung der Böller, zu Geldstrafen und körperlicher Züchtigung. Aber der Brauch des Weihnachtsschießens blieb bis zum heutigen Tag stärker.

Zunächst wurde "wild" geschossen. Nach dem Christkindlschießen am Nachmittag hinter dem Haus (wie schon die Tage zuvor) begab man sich am Heiligen Abend von den  Lehen aus allmählich ins Tal zur Christmette. Immer öfter war das "Zuaweschiassn" zu hören, bis sich von den Anhöhen über den Kirchen (in den Ortschaften blieb das Schießen verboten) ein nimmer endender Feuerkranz durch die Schützen bildete. Doch um Mitternacht, zu Beginn der Mette, wurde dann alles still.

Allmählich wurde der Brauch dann durch Vereine organisiert. Der älteste entstand 1887, inzwischen gibt es im Gebiet der ehemaligen Fürstpropstei 17 Vereine, die  als "Vereinigte Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes" zusammengeschlossen sind. Nicht zu verwechseln damit sind die vielen Böllerschützenvereine außerhalb des Berchtesgadener Landes, die in jüngster Zeit den Berchtesgadener Brauch zu imitieren suchen. Das Original ist und bleibt aber der Brauch vom Fuße des Watzmanns.

Literatur:
Rudolf Kriss - Die Weihnachtsschützen des Berchtesgadener Landes und ihr Brauchtum 

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