Wieder Bombenfund am Obersalzberg - Baustelle des Interconti-Hotels von gefährlichem Terrain umgeben

12.08.2004

Am Dienstag, den 10. August 2004 wurde unterhalb der Baustelle des "Interconti-Hotels" am Obersalzberg die mittlerweile sechzehnte scharfe Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.

Am Dienstag, den 10. August 2004 wurde unterhalb der Baustelle des "Interconti-Hotels" am Obersalzberg die mittlerweile sechzehnte scharfe Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Laut Angaben, die Rudolf Ambros vom zuständigen Kampfmittelräumdienst Beintner dem Obersalzberg-Institut e.V. gegenüber machte, handelte es sich bei dem gefährlichen Fund um eine 250 kg schwere amerikanische Fliegerbombe mit Aufschlagzünder M-101. Die Bombe war laut Ambros wahrscheinlich durch die Detonation einer weiteren Bombe abgelenkt worden und hatte sich dann als Blindgänger schräg ins Erdreich gebohrt, wobei die Spitze nur etwa 20 cm unter der Erdoberfläche lauerte. Das Endstück mit Zünder lag etwa einen Meter tief im Boden, konnte aber zur Entschärfung gut mit Hilfe eines Baggers freigelegt werden. Als das Sprengkommando Süd aus München die Fundstelle gegen 11.30 Uhr erreichte, war der Obersalzberg bereits großräumig durch Polizeikräfte abgesperrt worden, die Baustelle und das nahe gelegene Hotel "Türken" wurden evakuiert, ein Polizeihubschrauber sicherte das Areal großräumig ab. Sprengmeister Günther Hanft entfernte den Zünder gegen Mittag ohne Komplikationen. Da sich der Fundort mitten im Wald im Bereich einer neu geplanten Skilifttrasse befand, musste die entschärfte Bombe anschließend mit einem Bagger den steilen Abhang hinuntertransportiert werden. Die letzten 600 Meter ging die Bombe dann im Anhänger eines Rasenmähers über den Golfplatz Obersalzberg auf Reise, bevor man sie ins Fahrzeug des Sprengkommandos verladen konnte. In München wird heute der noch intakte Sprengstoff entfernt und vernichtet. Der Kampfmittelräumdienst ist nun bereits das sechste Jahr am Obersalzberg mit der großflächigen Entmunitionierung beschäftigt, inzwischen operiert das ehemalige Unternehmen der Gruppe Röhll unter dem Namen Beitner. Die Fachkräfte sind die gleichen geblieben. Rudolf Ambros ist selbst Mitglied im Obersalzberg Institut e.V. und hat in der Vergangenheit bereits mehrmals anlässlich von Vorträgen über die gefährliche Tätigkeit des Suchkommandos am Obersalzberg berichtet. >>Die Suche geht unvermindert weiter<< bemerkte Ambros heute; man habe ihm grünes Licht gegeben, auch die letzten Waldstücke des Bergs abzusuchen. Schließlich muss man davon ausgehen, dass am Obersalzberg unter der Grasnarbe noch weitere tödliche Fallen schlummern. >>Erst wenn alles systematisch untersucht sei, könne das mulmige Gefühl aufhören<<, sagt Ambros. Eine Frage eröffnet allerdings neue Recherche-Ansätze: Erstmals wurde am Obersalzberg jetzt eine amerikanische Bombe gefunden, obwohl am 25. April 1945 - dem Tag des einzigen Angriffs auf das ehemalige 'Führergebiet' - 359 britische Bomber das Ziel angriffen. Immer wieder war in der Vergangenheit auch die Rede eines "Vorangriffs" der US Air Force am selben Tag gewesen. In diesem Punkt könnten neue Forschungen Aufschluss bringen - eine Aufgabe, die das Obersalzberg Institut e.V. bald angehen sollte.