Fremdenverkehrswerbung anno dazumal

März 2024

Wenn man den heutigen Berchtesgadener Tourismus-Werbeaufwand betrachtet, der neben umfangreichen Broschüren für alle möglichen Zielgruppen (Familien, Hüttenwanderer, Alpinsportler, Mountainbiker etc.) sich vermehrt auch der elektronischen Medien bedient, so waren die Mittel von vor bald 100 Jahren vergleichsweise bescheiden. Interessant vor allem, dass man damals unsere unschätzbaren Naturschönheiten, insbesondere die alpine Flora in den Vordergrund gerückt hat. Auch die Urlaubsanreise mit der Bahn hatte damals noch einen hohen Stellenwert.

BlumenBriefmarken.jpg

Briefverschlussmarken

Davon gibt es noch einige Bildbeispiele. So seien als Erstes die hübschen Briefverschlussmarken mit Alpenblumenmotiven sowie ein Faltprospekt mit Alpenrose und Apollofalter erwähnt, die für die Schönheiten unseres Landes werben sollten.
 

 

 

 

Almrausch-Schmetterling.jpg

Tourismus-Prospekt

Die Vorlagen dazu lieferte seinerzeit Hans Richter sen. (1901-1945), der Vater des vor 10 Jahren verstorbenen gleichnamigen Bildhauers und ehemaligen Schnitzschuldirektors Hans Richter jun. (1931-2014). Hans Richter sen. kam 1919 als Porzellanmaler aus Selb, wo auch sein Vater Heinrich Richter als Porzellan-Obermaler wirkte, zur neugegründeten Porzellanmalerei Woldemar Adler nach Berchtesgaden. Auch Adler stammte aus Selb; er kannte Hans Richter und wusste, wen er sich da ins Boot holte. Die Alpenblumen-Malerei auf Markenporzellan war Adlers Geschäftsidee und dazu kam ihm Richters künstlerisches Talent, gepaart mit seiner großen Liebe zu den Alpenblumen sehr gelegen. Richter verbrachte als Bergbegeisterter unzählige Stunden im Gebirge, um die Schönheiten unserer heimischen Alpenflora zu studieren. Doch neben der Porzellanmalerei durfte Richter bald auch für die damals noch bescheidene gedruckte Tourismus-Werbung tätig werden. (N.B. Hans Richter sen. fiel, erst 44 Jahre alt, als Soldat noch in den letzten Kriegstagen.)

Fahrplan_BGD-Koeln.jpg

Fahrplan von 1931

Das Werbeplakat für die Bahnanreise nach Berchtesgaden zeigt anhand des Fahrplanes, dass es damals – im Gegensatz zu heute – direkte Kurswagenverbindungen von Berlin, Hamburg und dem Ruhrgebiet nach Berchtesgaden gab. Auch in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es mit dem Reiseunternehmen TOUROPA in den Sommermonaten von dort noch regelmäßige Bahnverbindungen nach Berchtesgaden. - Dafür kämpfen wir heute gegen die Flut des Individualverkehrs, an dem allerdings auch wir Einheimischen nicht unwesentlich beteiligt sind. Dabei ist die kostenlose Busnutzung mit der Gästekarte schon ein Super-Angebot, um gegenzusteuern. Es ist nicht mehr wegzudenken!

 

Text und Repros: Manfred Angerer