Der Bergschmied Jachei

März 2025

„Du kimmst ja daher, wia da Bergschmied Jachei“
Wer kennt es noch des oide Berchtesgadner Ogsprach(Anrede)?

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Sowohl scherzhaft als auch kritisch wurde es verwendet, wenn man mit dem unkonventionellen und ungewöhnlichen Erscheinungsbild des gegenüber nicht zufrieden war. Diese Redensart bezog sich auf auf die historische Person des Bergschmied Jachei, der in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Berchtesgaden lebte.
Was hatte es damit auf sich?

Den Aussagen nach war er ein stattlicher junger Mann, der sich als Bergknappe im Salzbergwerk Berchtesgaden verdingte. Eine unglückliche Liebe soll ihn in den religiösen Wahn getrieben haben. Fortan ging er als Büßer mit schweren Eisenketten behangen und einen Kreuz im Arm durchs Leben. Die Ketten sollen ihm eingewachsen gewesen sein.

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Nachdem er vom Bergwerk entlassen wurde, verdingte er sich als Tagelöhner. Meist war er als Misttrager tätig (die Körbe mit Dung wurden in den Nacken gesetzt und die steilen Leiten (Hänge) hinaufgetragen und dort ausgebreitet)

Er schlief in keinem Bett mehr, sondern verbrachte seine Nächte auf Ofenbänken, in Scheuen oder im Freien. Sein Hab und Gut trug er stets im Rucksack bei sich.

 

 

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Ludwig Ganghofer nahm ihn als Vorbild für den „traurigen Jacho“ in seinem Roman „das Gotteslehen“. Es ist davon auszugehen, dass Ganghofer, der 1883 bis 1885 seine Sommer am Königssee verbrachte mit dem 21 Jahre älteren Bergschmied Jachei in Berührung kam.

Am 12. März des Jahres 1907 verstarb der Jachei im Alter von 71 Jahren im Berchtesgadner Krankenhaus am Doktorberg an einer Mandelentzündung. Wenn man um dass entbehrungsreiche Leben weiß, so ist es doch erstaunlich, welch hohes Alter er erreicht hat.

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Quelle: Berchtesgaden im Wandel der Zeit
Erinnerungen meiner Schwiegermutter
Jakobine Hesselbach

Dank auch an Andreas Pfnür für die Recherchen im Pfarrarchiv St. Andreas