„Glück auf“ im Bergbaumuseum Achthal

Juli 2025

Berchtesgaden – Bei allem Stolz, auf ein eigenes über 500 Jahre altes Salzbergwerk verweisen zu können, wartete der Heimatkundeverein Berchtesgaden e. V. dennoch schon sehr gespannt auf die Wiedereröffnung des Bergbaumuseums EISENREICH in Achthal bei Teisendorf.

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Seit 2021 war es zwecks umfassender Neugestaltung geschlossen. Am 10. Mai fand unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste die Wiedereröffnung statt. (Der Berchtesgadener Anzeiger berichtete). Das Interesse seitens des Vereins an einer Besichtigung bestand schon seit längerem; handelt es sich doch um das einzige Eisenerzbergwerk im eigenen Landkreis, das zudem sein Bodenvorkommen über lange Zeit sogar „vor Ort“ verhüttete.

Dem Heimatkundeverein Berchtesgaden e. V. wurde die Ehre zuteil, eine der ersten Sonderführungen in Achthal zu bekommen. Dazu konnte der Vorsitzende des Museum-Fördervereins, Roland Klosa, über zwei Dutzend Vereinsmitglieder aus Berchtesgaden begrüßen und sie „mit Herzblut“ und fundiertem Fachwissen durch die neu gestalteten Museumsräume im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Eisenhütte führen.

Die Exkursionsteilnehmer waren höchst erstaunt, was über Jahrhunderte hinweg aus dem ehemals in der Umgebung abgebauten Eisenerz unmittelbar alles produziert wurde. Doch zunächst war ein historischer Rückblick angesagt. Gegründet wurde der Bergbau und die Verhüttung als „Eisengewerkschaft Achthal“ bereits im Jahr 1537 von Kardinal Matthäus Lang, Erzbischof von Salzburg, dem damals das Gebiet gehörte. Das war gerade mal zwei Jahrzehnte nach dem Anschlag unseres Petersbergstollens und dem Beginn des Salzabbaues in Berchtesgaden. Erwähnenswert und interessant ist auch, dass unser damaliger Berchtesgadener Fürstprobst Wolfgang Griesstätter – sicher mit gewissem Interesse für die Fürstprobstei – zu den Gründern und Anteilseignern der Eisengewerkschaft Achthal zählte.

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Immerhin fast 400 Jahre wurde im Achthal Eisenerz abgebaut und verhüttet. Während anfangs zu Zeiten der Salzburger Fürstbischöfe als Landesherren der Schwerpunkt noch mehr der Beschläge-, ja sogar der Waffenproduktion galt, wurde im Laufe der langen Zeit des Bestehens daraus eine vielgestaltige Eisengießerei. So gesehen, ist also die Namensgebung „Bergbaumuseum“ etwas zu kurz gegriffen. Was wurde aus dem bergmännisch abgebauten Eisenerz nach Aufkommen der mit Holzkohle befeuerten Hochöfen nicht alles hergestellt: Balkon- und Treppengeländer in den filigransten Formen, zierliche Öfen für die Beheizung nobler Wohnräume, Gussplatten mit religiösen Motiven, ja sogar Brunnen und nicht zuletzt gusseiserne Grabkreuze in allen nur denkbaren Gestaltungsformen. Nicht nur in unserem Berchtesgadener Alten Friedhof finden sich noch Zeugnisse dieser Produktion aus der Eisenhütte Achthal, sogar schon in früheren Zeiten farblich gefasst.

Die Schließung der Eisenhütte im Jahre 1919 und sechs Jahre später die Einstellung des Erzabbaues war für die ganze Region ein großes Unglück. In den letzten Abbaujahren war das Achthaler und Neukirchner Erz noch in den Hütten von Bergen und Eisenärzt geschmolzen worden, aber auch dort läutete bald das Sterbeglöcklein über den Gewerken. Die staatlich- bayerische Berg-, Hütten- und Salzwerke-Administration hielt den Erzabbau und seine Verarbeitung für nicht mehr rentabel. Gerade in jenen Jahren der Inflation und Arbeitslosigkeit konnte dieser Schlag wirtschaftlich kaum aufgefangen werden.

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An all das erinnert das nun wiedereröffnete Museum. Doch nicht nur Geschichtliches wird in den 25 Schauräumen vermittelt. Eine Unzahl von Exponaten aus der Produktion der Eisenhütte gibt es – und das bei hervorragender Präsentation und Beleuchtung – förmlich zum Anfassen. Dabei wurde nach modernen museumsdidaktischen Gesichtspunkten insbesondere den Kindern und Jugendlichen Rechnung getragen, damit ihnen der Besuch zu einem anschaulichen und einprägsamen Erlebnis wird. Vielfache Interaktivität ist möglich!

So darf man dem wiedereröffneten Museum mit einem wohlgesonnenen „Glück Auf“ für die Zukunft viele, viele Besucher wünschen. Es ist unbestritten einen Besuch wert, liegt es doch förmlich vor unserer Haustür!

Das Bergbaumuseum EISENREICH Achthal befindet sich zwischen Neukirchen (Autobahnausfahrt der A8) und der Ortschaft Oberteisendorf. Es ist täglich - außer dienstags (!) - von 10 bis 16 Uhr geöffnet, an Donnerstagen abweichend von 14 bis 20 Uhr. Ab 14. Oktober 2025 bis 14. April 2026 ist das Museum geschlossen, Stand Mai 2025.
Für Gruppen wird um Anmeldung gebeten.
Unter der e-mail-Adresse:  info (at) eisenreich-museum.de
sind auf Anfrage auch Führungen außerhalb der Saison möglich.
http://www.eisenreich-museum.de/

Text und Abbildungen:  Manfred Angerer