Die Maler auf der Reise
August 2024
Johann Adam Klein, Maler und Radierer aus Nürnberg, reiste im August 1818 mit seinen Malerfreunden Johann Christoph Erhard, Ernst Welker und den Brüdern Friedrich und Heinrich Reinhold über Salzburg nach Berchtesgaden. Sie nächtigten im Leithaus, an dessen Stelle heute das Hotel Edelweiß steht.
Heinrich Reinhold hat diese Reise in einem Bericht festgehalten. Er schreibt: „Wir konnten zu unserem Leidwesen fast nichts zeichnen, weil es 5 Tage ununterbrochen regnete, denn wenn es im Gebirge einmal anfängt, so kann es gar nicht wieder aufhören, besonders ist Berchtesgaden dafür bekannt. Wir sind schier verzweifelt. Zum Glück war das Wirtshaus sehr gut und billig, wir waren unsrer 5 auf einem Zimmer, und trieben tausend Streiche und Schnaken, hielten Akademie, zeichneten einander. Wurde es hell, gleich hinaus, um etwas zu zeichnen, doch konnte wenig geschehen.“
Am 20. August 1818 zeichnete Klein seine Reisegefährten in voller Staffage im Zimmer des Leithauses. Auf der ersten Bleistiftstudie sehen wir Heinrich Reinhold mit mächtig aufgespanntem Malschirm auf der Schulter. Neben ihm steht sein Bruder Friedrich im Wachstuchmantel und einem abenteuerlich geformten Zylinder. Auf dem zweiten Blatt erkennen wir rechts die kräftige Gestalt Ernst Welkers, links davon sitzt auf einem Feldstuhl der in Arbeit vertiefte Johann Christoph Erhard.
Wegen des aussichtslosen Wetters trennten sich die Malerfreunde und Klein kehrte nach Salzburg zurück, wo er weiterhin die Gastfreundschaft des Kaufmanns Christian Paurfeind genoss. Anfang Oktober reiste er nach München, um im Atelier aus den drei Studienblättern eine seiner bedeutendsten Radierungen zu komponieren. Unter dem Bild steht rechts „J.A. Klein fec. (fecit = gemacht) München 1819“ und links: „gezeichnet auf einer malerischen Reise von Salzburg nach Berchtesgaden im August 1818“. Darunter befindet sich in größerer Schrift der Titel: „Meinen Reisegefährten gewidmet“. In der Literatur heißt die Radierung „Die Maler auf der Reise“.
Die bisherige Annahme, dass dieses Blatt auf der Bräuhaus-Wiese vor Stiftskirche und Watzmann entstand, muss somit korrigiert werden.
Ein Original, der wirklich sehenswerten Ansicht, kann im Graphikraum des Museums Schloss Adelsheim bewundert werden.
Lit.:
Heinrich Höhn, Johann Adam Klein als Zeichner und Radierer, Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, 1911, S. 150 ff. (mit 2 Abb.);
Heinrich Schwarz, Heinrich Reinholds Bericht über seine Reise nach Salzburg, Tirol und Oberösterreich im Sommer 1818, in:
Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSL), 1927, S. 155 ff.;
Heinrich Schwarz, Johann Adam Klein in Salzburg (1818), in: MGSL, 1956, S. 217 ff.;
Karbacher/Schelle/Spiegel-Schmidt, Berchtesgaden in alten Ansichten, Berchtesgaden 1985, S. 17 (Abb.) und 103;
Dieter Meister, Ein biederer Kleinstadtbürger mit Wirklichkeitssinn, BAZ vom 7.9.2002.
Repros: Alfred Spiegel-Schmidt