Berchtesgaden und die Landshuter Fürstenhochzeit

Juli 2017

Alle vier Jahre findet in Landshut eines der größten historischen Feste Europas statt: Die Landshuter Fürstenhochzeit. 2017 ist es wieder soweit. Vom 30. Juni bis zum 23. Juli feiert die ganze Stadt dieses Ereignis mit einem unglaublichen Aufwand.

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Fürstpropst Pretschlaipfer

1475 heiratete der bereits mitregierende Herzog Georg, Sohn Herzog Ludwigs des Reichen, die polnische Königstochter Hedwig. Diese Hochzeit war politisch von großer Bedeutung. Man erhoffte sich einen besseren Schutz gegen das sich rasch ausbreitende osmanische Reich. So nahmen nicht nur der Kaiser, sondern auch viele Fürsten an den Feierlichkeiten teil. Sogar der Berchtesgadener Propst Erasmus Pretschlaipfer war geladen und erschien auf diesem mit beispielloser Pracht begangenem Fest. Wir wissen nicht, wie er dorthin gelangte. Höchstwahrscheinlich in einer Kutsche, die standesgemäß einige Reiter und Lakaien begleiteten.

Bei der Hochzeitszeremonie in der Landshuter Pfarrkirche St. Martin erhielten der Propst und mehrere Bischöfe die große Ehre, dem Salzburger Erzbischof Eberhard zu assistieren, der die Trauung vornahm.

Nach der kirchlichen Feier begann das weltliche Fest mit Tanz, Musik und Ritterturnieren. Es dauerte eine ganze Woche, in welcher die vielen Gäste und die Landshuter Bürger, die alle teilnehmen durften, 333 Ochsen, 1130 Schafe, 285 Schweine, 75 Wildschweine, 1537 Lämmer, 490 Kälber, 684 Spanferkel, 12000 Gänse, 62000 Hühner und 75000 Krebse auf Kosten des Herzogs verzehrten. Hinzu kamen noch Fische für über 4000 Gulden und dazu eine Unmenge an Wein.

Angesichts des überreichen Angebots blieben viele Gäste bis zum Ende. Hoffentlich war unter diesen auch die Berchtesgadener Abordnung, denn so lukullisch konnte, zumindest der Begleittross des Propstes, wohl nie mehr speisen.

Wir sind in der glücklichen Lage, genau aus jener Zeit ein Bild des Propstes Erasmus Pretschlaipfer zu besitzen. Es befindet sich über dem Nordportal der Stiftskirche und zeigt links unten den Propst, kniend und den dargestellten „Gnadenstuhl“ anbetend. Gegenüber das Stifts- und das persönliche Wappen des Propstes, darüber die Jahreszahl 1474.

Sein Wappen findet sich ein weiteres Mal an der Westwand im Inneren der Franziskanerkirche.

A. Spiegel-Schmidt

Literatur:
Koch-Sternfeld, Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden, Bd. II, S. 86;
Bergheimat 1928, S. 56;
Brugger/Dopsch/Kramml, Geschichte von Berchtesgaden, Bd. 1, S. 506;
Ambronn, Biographien des Berchtesgadener Landes, S. 1195.