Der Berchtesgadener Kurgarten

Juli 2015

Siechtum eines landschaftsarchitektonischen Kunstwerks
Provokativ, aber aus gutem Grund.
Der Berchtesgadener Kurgarten wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt. Mit ihm sollte eine besondere Idee verwirklicht werden.

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An Stelle des heutigen Kurgartens befand sich früher der Hofgarten der Fürstpropstei. Es gab eine Sichtachse Schloss - Hofgarten - Franziskanerkloster - Watzmann. Vergleichbar der Salzburger Sichtachse Schloss Mirabell - Mirabellgarten - Dom - Feste Hohensalzburg.
Diese Sichtachse sollte bei der Gestaltung des Kurgartens aufrecht erhalten und verstärkt werden durchdie Fluchtung der beiden Wasserbecken und Reihen von japanischen Zierkirschbäumen.

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Diese historische Sichtachse wurde inzwischen an beiden Enden unterbrochen und damit weitgehend zerstört: durch den Querflügel des Kurhauses und die Pergola in Richtung Schloßseite.

Ein weiteres Gestaltungselement damals: Der Kurgarten sollte nicht mehr den ursprünglichen Herren dienen, den Chorherren im Schloß, sondern den Kurgästen, die im heutigen Nationalpark Erholung suchen. Die alte Achse sollte dadurch nicht nur geographisch, sondern auch hinsichtlich der Bepflanzung einen Übergang vom Schloß zum Watzmann und damit zum Nationalpark (früher Naturschutzgebiet) schaffen. Dadurch, dass mit Ausnahme von Zierkirschen und Rosen, die an die alte Bestimmung als Hofgarten erinnern sollten, einheimische Pflanzen verwendet wurden, um in das Schutzgebiet um den Königssee überzuleiten. Wer heute durch den Kurgarten geht, sieht viele Allerweltspflanzen, die mit dem ursprünglichen Konzept nur noch wenig zu tun haben..

Die meisten Berchtesgadener werden über Entstehung und Entwicklung unseres Kurgartens wenig oder nichts wissen. Umso erfreulicher ist es, dass der Heimatkundeverein die Genehmigung erhalten hat, die Diplomarbeit von Carolin Perl und Hubert Deininger "Grün im Rahmen der Stadtentwicklung von Berchtesgaden" als pdf auf seine Webseite zu stellen. (Achtung 47 MB!)
Kurgarten ab Seite 86.
www.heimatkundeverein-berchtesgaden.de/index.php?

Dass die damaligen Studenten Berchtesgaden als Stadt statt als Markt bezeichnet haben, sei den "Daußdrigen" dank ihrer großartigen Arbeit mehr als verziehen. Möge ihre Arbeit den am Wohl Berchtesgadens Interessierten und besonders den politisch Handelnden in vielfacher Hinsicht Grundlage für behutsames Vorgehen in Gegenwart und Zukunft sein.

Gernot Anders