Maikäferplage in der Schönau
Mai 2019
Die Älteren von uns kennen ihn noch aus eigenem Erleben, den Maikäfer, aber auch zu deren Schulzeit gab es ihn nur noch in einzelnen Exemplaren, die man dann jeweils zur Besichtigung im Marmeladenglas in den Schulunterricht mitbringen durfte.
Wie man jedoch in alten Chroniken nachlesen kann, gab es im 19. Jahrhundert über Jahrzehnte hinweg, insbesondere in der Schönau eine große Maikäferplage, so dass bereits kurz nach dem Austrieb immer alle Laubbäume bis auf die Blattrippen kahl gefressen waren und natürlich auch die Engerlinge entsprechende Schäden im Gartenbau und in der Landwirtschaft verursacht haben.
So war es war damals die Aufgabe vornehmlich der Kinder schon früh vor Sonnenaufgang, noch bevor sich die am Fliegen hindernde Kältestarre gelöst hatte, die Maikäfer mit Eimern einzusammeln An mehreren Stellen in der Gemeinde Schönau hatte man dafür ca. 3 Meter tiefe Gruben ausgehoben, von denen eine beim Obersulzberglehen, eine weitere beim Fischmichllehen überliefert ist. Da wurden die gesammelten Käfer dann hinein geschüttet. Die Gruben sind mit schweren eiserenen Deckeln abgedeckt worden bis zum Verenden der Tiere. Die Käferkadaver wurden schließlich als Dünger genutzt. Die sammelnden Kinder aber bekamen noch um 1910 für jeden vollen Eimer Maikäfer etwas Kleingeld.
Seither ist bei uns diese Insektenart stark zurück gedrängt worden und spielt vermutlich nicht zuletzt auch durch die gestiegene Umweltbelastung als Schädling keine Rolle mehr.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch eine Wallfahrt, die beschrieben wird, jeweils am 15. Juli, dem "Kaiser-Heinrich Tag-" oder wegen der Maikäferplage sinnigerweise auch "Engerling -Tag" genannt, die viele Jahre von Unterstein aus nach Maria Kirchenthal führte.
Quelle: Berchtesgaden im Wandel der Zeiten, Band 1
Hans Lackner