50 Jahre Heimatmuseum Schloss Adelsheim
Mai 2018
Was sind schon 50 Jahre im Vergleich zum mehr als 400-jährigen Bestehen dieses altehrwürdigen Gebäudes? Und dennoch – es besteht Grund zum Feiern, wenn man bedenkt, dass vor gut 50 Jahren die Abrissbirne über dem Schlösschen schwebte.
Es lohnt sich, die Geschichte dieses mit Berchtesgaden aufs Engste verbundenen Gebäudes zumindest in Schlagzeilen noch einmal vorbei ziehen zu lassen. Im Jahre 1614 von Stiftsdekan Degenhart Neuchinger erbaut, wechselte es in den folgenden Jahrzehnten bzw. Jahrhunderten zehnmal den Besitzer. Es gehörte zwei Holzwarenverlegern, war zeitweise in Staatsbesitz als Hauptsalzamt. 1803 erlangte es traurige Berühmtheit als Zufluchtsstätte des letzten Fürstpropstes Joseph Conrad von Schroffenberg, als er nach Unterzeichnung seiner Abdankungsurkunde am 6. April darin verstarb. Nach einigen weiteren Besitzern ging es 1916 auf Kommerzienrat Fischer über.
Als dieser 1954 gestorben war, ging es mit dem Gebäude rapide bergab. Es wurde von der Familien-Heimbau-Gesellschaft München gekauft, die das gesamte Areal von der Salzburger Straße her regelrecht mit Wohnblöcken „vollpflastern“ wollte. Zum Glück wurden all` diese Pläne vom Gemeinderat abgelehnt. Auch der Plan eines 75 Meter langen „Eurotels“ mit 72 Appartements wurde verworfen. Lediglich drei Wohngebäude entlang der Schroffenbergallee wurden zwischen 1962 und 1964 gebaut, die jedoch zum Schlösschen einen gebührenden „Respektsabstand“ einhalten. Während dieser anfänglich kühnen Pläne ließ man das Gebäude immer mehr verwahrlosen. Erschwerend kam noch hinzu, dass das Dach undicht geworden und Fenster eingeworfen worden waren. Und schließlich haben zu allem Überfluss am 24. September 1962 herumstreunende Jugendliche im Nebengebäude einen Brand gelegt. So glaubte man im Gemeinderat schließlich genug Argumente zu haben, um unter Umgehung der Denkmalschutzbestimmungen das Gebäude abreißen lassen zu können. Aus heutiger Sicht wäre dies eine weitere unverzeihliche Schande gewesen, wenn man noch dazu bedenkt, dass dieses Schicksal auch manch` anderes historisches Gebäude in Berchtesgaden ereilte!
Da taten sich einige kämpferische Persönlichkeiten in Berchtesgaden zusammen und appellierten an Landrat Dr. Rudolf Müller und seine Behörde, das Gebäude zu übernehmen, zu sanieren und einer für Berchtesgaden sinnvollen Nutzung zuzuführen. Die Rettung kam gleichsam in letzter Minute, als der Landkreis am 30. Juni 1963 das Schlösschen erwarb und für rd. eine halbe Million DM von Grund auf wieder herrichten ließ. Auch die Errichtung eines neuen Nebengebäudes, einer Hausmeisterwohnung und eines ausreichenden Parkplatzes gehörte dazu. Im Mai 1968 war es schließlich dann soweit: mit einer feierlichen Eröffnung konnte das bisherige, beengt untergebrachte Heimatmuseum in der Bergwerkstraße in die restaurierten Räumlichkeiten des Hauptgebäudes umziehen und im neuerrichteten Nebengebäude fand die Berchtesgadener Handwerkskunst eine Bleibe. Der große, helle Ausstellungsraum darüber kann seither für umfangreichere Ausstellungen, ja sogar für Theateraufführungen genutzt werden.
Die Investition und alle Mühen haben sich zweifellos gelohnt: das Museum Schloss Adelsheim ist sowohl bei den Einheimischen als auch bei vielen Touristen zu einer besuchenswerten Attraktion geworden. Die stilvolle Restaurierung der Hauskapelle, die jetzt einen Teil des Stiftsschatzes birgt und ehedem sogar vom Papst die Erlaubnis zu Messfeiern erhielt, sowie die Neugestaltung eines kleineren Ausstellungsraumes im Erdgeschoss haben zuletzt das Gebäude noch weiter aufgewertet. Am 10. Mai 2018 jährt sich zum 50. Male die „Wiederauferstehung“ eines baulichen Kleinodes, das wir im ganzen Berchtesgadener Landkreis nicht hoch genug schätzen können.
Quelle: Berchtesgaden im Wandel der Zeiten
Manfred Angerer